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A11y-AI: KI für empathische Bewertung der Barrierefreiheit

„Barrierefreiheit ist bei der Realisierung von Softwareprojekten noch immer keine Selbstverständlichkeit.
A11y-AI nutzt die Möglichkeiten von Large Language Models, um die Auswirkungen von Barrieren im Web auf Menschen mit Behinderungen einfühlsam und persönlich darzustellen.
Damit wollen wir Empathie für die Realisierung barrierefreier Webprojekte schaffen.“

Miguel Franken Senior Software Developer bei denkwerk

Doch wie funktioniert das? Das System besteht aus drei Säulen: Einer Persona, dem Accessibility-Check und dem Kontext, also dem Inhalt der Website. All das wird mittels GPT zusammengeführt, um eine Analyse in natürlicher Sprache zu liefern, die die Persona scheinbar selbst verfasst hat.

Die Lösung: Eine künstliche Persona

In einem ersten Schritt haben wir daher eine künstliche Person („Persona“) entwickelt, die eine Hintergrundgeschichte besitzt und einen bestimmten Typus von Behinderung. Als erste Persona – weitere werden folgen – haben wir Claudia entwickelt: Claudia ist 63 Jahre alt, Architektin, und leidet unter Makula-Degeneration, einer Krankheit, die die zentrale Sehschärfe stark beeinträchtigt: Menschen mit dieser chronische Augenerkrankung können nur noch am Rand des Sichtfelds scharf sehen, die Krankheit führt mittelfristig zur Erblindung. Die Persona ist also stark sehbehindert.

In einem zweiten Schritt analysiert das System mit dem Axe-Core-Tool die eingegebene Website und gibt einen Report aus. Axe-Core analysiert derzeit 103 Accessibility-Regeln, der erstellte A11y-Report ist jedoch sehr technisch. Daher hat unser Entwicklungsteam ein Preprocessing entworfen, welcher die technische Ausgabe in nicht-technische Sprache übersetzt.

Miguel Franken ist Senior Software Developer bei denkwerk.

Analyse des Kontexts sorgt für ansprechende Kommentare

In einem dritten Schritt analysiert GPT den Inhalt der Website und liefert den Kontext. In der Präsentation wurde etwa ein Musik-Onlineshop vorgestellt: Claudia soll sich in ihrer Antwort kontextuell auf die Website beziehen, weshalb dieser Schritt sinnvoll ist. Dadurch wirkt das System nicht nur authentischer, sondern erlaubt auch den humorvollen Umgang mit den auftretenden Barrieren.

Zusammen erstellt A11y-AI einen Accessibility-Report in natürlicher Sprache, der von „Claudia“ erstellt zu sein scheint: Sie weist auf Probleme hin und erklärt, warum diese für sie und ggf. für andere Menschen mit Sehbehinderung relevant sind. Zudem erkennt das System Regelverletzungen, die so gravierend sind, dass zum Beispiel Assistenzsysteme nicht verwendet werden können. Dazu wird der Text in drei Bereiche verfasst: Einleitung, den eigentlichen Report – mit den Details zu den gefundenen Barrieren – und das Fazit.

Und so ermittelt „Claudia“ nach Eingabe einer Website-URL die Schwierigkeiten, die für einen Menschen mit starker Sehbehinderung auftreten können. Durch die Persona „Claudia“ ist das System empathisch und zeigt, dass das Web 'accessible' gestaltet werden muss. Durch diese Herangehensweise verstehen Entscheider besser, warum die Optimierung sinnvoll ist – und so kommen Menschen mit Behinderung zu einem deutlich besseren Online-Erlebnis.